Begleitung bei geistlichem Missbrauch
Geistlicher Missbrauch basiert auf einer Verwechslung von geistlichen Personen mit der Stimme Gottes.Der Missbrauch verletzt die innere Freiheit, das Recht auf geistliche Selbstbestimmung, die persönliche Beziehung zu Gott und das Wachstum im Glauben. Ein geistlicher Missbrauch liegt immer dann vor, wenn Menschen unter Verweis auf religiös begründete Aussagen und Taten motiviert, unter Druck gesetzt oder gezwungen werden: unter anderem um Deutungen ihres eigenen Lebens zu akzeptieren sowie Handlungen zu vollziehen oder Entscheidungen zu treffen, zu denen sie selbst sich nicht frei entschließen würden. Auch der Bruch des Beichtgeheimnisses oder die Verletzung der seelsorglichen Schweigepflicht gehören dazu.
Geistlicher Missbrauch ist ein Missbrauch von Macht und des Gehorsamskonzepts, der in eine innere Gewissensnot, in Enge und Isolierung führen kann. Diese Form von Missbrauch findet in Gemeinschaften/Bewegungen, Orden, im Rahmen der geistlichen Begleitung oder Beichte, im Postulat/Noviziat oder bei geistlichen Events statt. Geistlicher Missbrauch führt zu einem Verlust der Autonomie, hat Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen und führt manchmal auch zur Beendigung der Beziehung mit Gott. Nicht selten sind Betroffene traumatisiert.
Beratung und Begleitung zur Aufarbeitung
In der Beratung möchte ich Betroffenen Raum und Unterstützung geben, um über das Erlebte und Erlittene ins Gespräch zu kommen und die eigenen Erfahrungen einordnen zu können. Wenn gewünscht, können auch theologische Zusammenhänge, spiritueller Konzepte und weltanschaulicher Vorgaben reflektiert werden. Die Begleitung geschieht in Wahrung der absoluten Freiheit der Person und unterliegt natürlich der Schweigepflicht. Betroffene entscheiden selbst, ob und in welcher Form eine Meldung an kirchliche Stellen erfolgen soll. Ich biete auch Begleitung bei Konfliktgesprächen, Aussprachen oder Mediation an.
Der gemeinsame Weg ist ergebnisoffen und hat einen Aufarbeitungsprozess zum Ziel. Sofern gewünscht, kann ein neuer Zugang zum Glauben gesucht werden.
Ich bin seit einigen Jahren Mitglied einer internationalen Arbeitsgruppe zum Thema geistlicher Missbrauch (Mitglieder aus psychosozialen Berufen, Seelsorger, Laien und Gottgeweihte), pflege den Austausch mit erfahrenen Fachkräften und supervidiere meine Arbeit in regelmäßigen Abständen bzw. bei Bedarf. Falls notwendig, arbeite ich vernetzt mit erfahrenen Seelsorgern zusammen.
Derzeit ist eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die geistlichen Missbrauch erfahren haben, in Planung. Interessierte können sich gerne schon – auch in anonymer Form – an mich wenden.